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1. Artikel dieser SeiteDART - Zieldarstellung
1. Artikel dieser SeiteBewaffnung der Marineflieger
1. Artikel dieser SeiteSTRIKE - Konzept
1. Artikel dieser SeiteTravel-Pod

 

ANMERKUNG:
Bei aller Faszination für die militärische Technik darf nicht vergessen werden, dass fast alle diese Dinge hier zur Vernichtung dienen; selbst mit dem Anspruch auf Selbstverteidigung, macht es das Endergebnis und das tödliche Fazit nicht gerechter. Leider vergessen wir Menschen dies allzu oft und weiter zudem, dass wir alle von der gleichen Art und vom selben Planeten sind.
 

 

Die Bewaffnung und Beladung des F-104G Starfighter mit diversen Aussenlasten unterschied sich je nach Typ und nach gewähltem Einsatzspektrum. Somit besaßen zum Beispiel die Aufklärerversion (RF-104G) keine Bordkanone, ebenso wie die Trainerversionen (F-104F und TF-104G). Weiter gab es Unterschiede, ob das Luftfahrzeug als Jagdbomber oder als Abfangjäger eingesetzt wurde. Ausschlaggebend war ebenfalls, ob die Maschine bei der Teilstreitkraft der Luftwaffe oder bei den Marineflieger ihren den Dienst versah.


Beladeschema_AllgAnordnungWaffenAnlF104G

Die kurzen Filmausschnitte dieser Seite geben einen Einblick in das Geschehen rund um die Bewaffnung der F- 104G. Es handelt sich hierbei um Ausschnitte des Films mit dem Titel ‘Der Sonne entgegen’, der in meinem ehemaligen Heimatverband JaboG 31 “Boelcke” entstanden ist, und weiterhin jedem Neuen im Rahmen seiner Einweisung gezeigt, sowie uns Ehemaligen und verdienten Soldaten gerne als Anerkennung bei Versetzung überreicht wurde.
Inzwischen kann man den damaligen Film leicht im Internet finden und sich komplett dort anschauen.
Die Bewaffnung einer F-104G

Sehr schön sieht man im Filmausschnitt die Beladevorrichtung für die Bordkanone. Bei der Anfahrt zum Luftfahrzeug erkennt man ebenfalls die blauen DM18 Übungsbomben auf dem MJ-1 Bombenhebewagen. Beim Anbau wird gezeigt, wie die Sicherungsklammer entfernt und der Bombenteller festgeschraubt wird. Weiter in der Kiste noch die Munition für die Raketenwerfer LAU 32 und 51.

 



Thema
Schalterkunde / Bedienelemente zur Waffenanlage



_1. Master Armament Switch
Der Hauptwaffenschalter hatte drei mögliche Stellungen:

“OFF” = In dieser Stellung musste sich der Schalter am Boden grundsätzlich befinden. Dadurch wurden die folgenden Waffenanlagen ausgeschaltet: Bordkanone, FFA (Raketen) und AIM-B (Flugkörperanlage).

“ARMT und CAM” = Die oben aufgeführten Waffenanlagen wurden in Betriebsbereitschaft gebracht. (Abhängig von der Stellung des “ARMAMENT SELECTOR SWITCH”).

“CAM” = Die Waffenkamera wurde betriebsbereit (Übungszielanflüge).


Instrumente_F104G_Waffenpanel_2. Armament Selctor Switch
Der Waffenwahlschalter hatte ebenfalls drei Wahlmöglichkeiten:

ROCKET
GUN
MISSiLE.

Durch den Waffenwahlschalter wurde die jeweilige Waffenanlage eingeschaltet, die zum Einsatz gebracht werden sollte. Der Waffenrechner berücksichtigte Vorhaltewinkel, Ballistik und Entfernung der einzusetzenden Waffenart.

Instrumente_F104G_Trigger
_3. Trigger (Abzug am Steuerknüppel)

Durch diesen Schalter wurden die entsprechenden Waffen abgefeuert.


_4. Firing Override Switch

Durch diesen Schalter auf der linken Konsole (hinter der Schutzschaltertafel auf der Tafel des Bodenfeuer-Prüfschalters) konnten der Druckschalter (Waffenraumbelüftung) und der Schalter im Fahrwerkswahlhebel (Sicherung der Waffen am Boden) überbrückt werden.

Instrumente_F104G_Aussenstationsschalter

_5. Position Select Switch (Aussenstationsschalter)

Durch Drücken dieser Schalter wird der linke und rechte Flugkörper oder der linke oder rechte Raketenbehälter vorgewählt. Der Schalter wird durch ein Halterelais in der gedrückten Stellung gehalten und die Lampe leuchtete auf.




_6. Rocket Select Switch

Instrumente_F104G_RaketenauswahlschalterDieser Schalter hatte zwei Stellungen, namlich “MANUAL” und “AUTO”.

In der Stellung “MANUAL” wurden die Raketen abgefeuert, sobald der Abzugsschalter am Steuerknüppel gedrückt wurde.

In der Stellung “AUTO” erfolgte das Abfeuersignal vom Waffenrechner automatisch, wenn der Abzug am Steuerknüppel gedrückt wurde.

 

Schalter der Bombenanlage


Der Aussenstationswahlschalter WEAPONS SELECTOR SWITCH hatte folgende Stellungen:

a. SPL STORES
b. SAFE
c. PYLON-BOMBS-TANKS
d. TIP STORES
e. UAR

PfeilAchtungDieser Schalter musste am Boden immer in der Stellung “SAFE” stehen!

 



Thema
Konventionelle Bewaffnung der F-104

Eine Bordkanone M61A1 Vulcan Gatling - Geschütz mit 725 Schuss und elektrisch angetrieben starr in der linken Flugzeugseite verbaut. Skizze der M61  KanoneDas Kaliber war 20mm und eine Kadenz von 4000 Schuss in der Minute lag dem Geschütz zugrunde.
Kanonenjustierung in Nörvenich
Bei der M61 handelte es sich um eine sechsläufige 20mm Kanone. Für die Rotation der Läufe wurde eine Leistung von ca. 35 PS bzw. 200 Volt benötigt. Die Drehung erfolgte dabei entgegen dem Uhrzeigersinn. Die Kanone benötigte ca. 0,3 Sekunden um die volle Leistung zu entwickeln und 0,5 Sekunden, um wieder abzubremsen.

Munitionierung mittels Beladehilfe
Links auf dem Bild sieht man die Munitionierung der Bordkanone (wie im Film ganz oben) mit einer speziell dafür entwickelten Beladevorrichtung. In der Anfangszeit legten wir die Gurte noch schön von Hand in den Munitionsbehälter.

Die 20mm Munition war in einem einzigen Behälter zusammengefasst der rund 90 kg wog. Sie wurde über ein Kanalsystem an die Kanone geführt. Die Gurtglieder der verschossenen Munition wurde bis 1967 während des Einsatzes noch nach außen abgeführt. Die Hülsen sammelten sich im vorgesehenem Hülsenraum. Später wurde dieses Vorgehen allerdings aufgrund von Problemen mit dem Ausstoß bzw. Abwurf der Gurtglieder und damit verbundenen Beschädigungen an der Zelle überdacht und folgerichtig abgeändert. Die Gurtglieder verhakten sich beim Ausstoß und blockierten die Die Bordkanone der F-104GKanone und/oder rissen erst in einem größeren Bündel ab. Deshalb wurde beim Starfighter schnell der sog. Außendelinker gegen einen Innendelinker ausgetauscht, welcher nun die Gurtglieder zusammen mit den Hülsen wieder in die Munitionstrommel drückte.

Fortan sammelte man die Gurtglieder neben den Hülsen ebenfalls im Hülsenraum. Diese Änderung hatte natürlich zur Folge, dass aufgrund von Platzmangel die eingesetzte Munition sich von 725 Schuss auf maximal 420 Schuss reduzierte. Der F-104G Starfighter in der Abfangjäger-Rolle wurde gemäß einer Vorschrift (TA-FL 512) beispielsweise nur noch mit maximal 260 Schuss belegt, die Jagdbomber-Starfighter mit rund 390 - 420 Schuss.

Anordnung der BK- und FunktionselementeBeim Abfeuern entstanden weiterhin starke Pulverdämpfe, welche sogar das Triebwerk abwürgen konnten. Besonders bei den ersten Versionen im Starfighter und bei der Phantom F-4E war dies ein großes Problem. Somit wurde noch eine Klappe beim Abfeuern geöffnet, durch welche Luft in den Kanonenraum gelangte und so die Pulverdämpfe aus der Flugzeugzelle gedrückt wurden.
Schießplatz in Deci

 

Beim Schießen mit der Bordkanone entstanden beim F-104G "Starfighter" zudem "Schockwellen", welche sich negativ auf die Luftströmung im Triebwerk - Ansaugschacht auswirken konnten und unter Umständen einen "Strömungsabriss" im Verdichter, einen "compressor stall", erzeugten.

Verstellmechanismus des J79-MTU-J1K Treibwerkes

Aus diesem Grunde wurde beim Betätigen des Auslöseschalters für die Bordkanone am Steuerknüppel, die IGV des Triebwerkes automatisch um 3° bis 5° geschlossen, um einen compressor stall beim Schießen mit der Bordkanone vorzubeugen. Dieses Signal bekam der IGV-Verstellzylinder vom Rückmeldeseilzug über den Hauptkraftstoffregler des Triebwerkes.


Folgende Munition wurde mit der Bordkanone verschossen:

Patrone 20mmx102 DM58 Üb

DM58 Übungsmunition


Einsatz zum Übungs- und Justierschiessen, Geschoss lichtblau mit cremeweisser Beschriftung. Hülsenmantel mit tiefschwarzer Beschriftung.

Patrone 20mmx102 DM61 Sprengbrand
DM61 Sprengbrand


Einsatz gegen ungepanzerte
Erd- und Luftziele, Geschoss chromgelb mit schmalem erdbeerrotem Farbring, Beschriftung tiefschwarz.

Patrone 20mmx102 DM23 Panzerbrechend-Brand
DM23 Panzerbrechend


Einsatz gegen ungepanzerte und gepanzerte Erd- und Luftziele, Geschoss tiefschwarz mit schmalem rotem Farbring, Beschriftung auf dem Geschoss cremeweiß, auf Treibladung tiefschwarz.

Beladeschema_Sidewinder_Bauteile_590

Sidewinder-BaugruppenSidewinder AIM-9

Anstelle der Flügelaussentanks (Tip-Tanks) konnten auch ein FK-Träger vom Typ “Red Dog” und ein Sidewinder vom Typ AIM-9B oder AIM-9B FGW Mod. 2 angebaut werden. Nach Durchführung der Technischen Anweisung (TA) FL0834 konnten am Rumpflastenträger auch zwei AIM-9B (siehe Bild oben) verbaut werden. Dafür benötigt wurden dann ein Doppelträger, zwei Zwischenträger und zwei FK- Träger vom Typ Aero 3B. Wahlweise konnten natürlich auch Zieldarstellungsflugkörper vom Typ TDU-11/B, also die ‘Köder’ für das Sidewinder-Schießen angebracht werden. Die Sidewinder Luft/Luft Lenkflugkörper wurden in Deutschland bei der Firma Bodenseewerk Gerätetechnik GmbH in Überlingen in Lizenz hergestellt.

AIM-9B mit Kopfschutz
AIM-9B Leitwerk
AIM-9B Heckteil

Lenk- und Steuerteil des des Lenkflugkörpers

Die Sidewinder waren Überschall-Lenkflugkörper mit passiver Infrarot-Zielerfassung. An den Lenk- und Steuerteilen der LFK waren vier bewegliche Ruder und an den Triebwerken vier starre Flügel mit Rolldämpfer angebaut. der als Mod. 14 bekannte IR-Suchkopf wurde damals von der Firma Bodenseewerk Gerätetechnik GmbH entscheidend verbessert. Mit der Verwendung einer kohlenoxyd-gekühlten Bleisulfid Detektorzelle konnte eine Verschiebung der Suchempfindlichkeit in den Bereichen von 3 bis 3,5 mm und ein Abschneiden der Strahlung unterhalb 2,6 mm erreicht werden, was eine deutliche Verringerung des Einfusses von Sonnenreflexionen bedeutete. Dadurch konnte seinerzeit die Einsatzfähigkeit der Sidewinder mit der Version FGW Mod. 2 unter mitteleuropäischen Bedingungen verbessert werden.

Die Technischen Daten der AIM-9B FGW Mod 2 waren:
Masse: 76,4 kg
Gesamtlänge: 2897 mm
Durchmesser: 127 mm
Flügelspannweite: 559 mm
Ruderspannweite: 381 mm.

TDU-11/B

Die Zieldarstellungsrakete war ein nichtlenkbarer Hochgeschwindigkeitsflugkörper. Sie wurde als Ziel beim Übungsschießen mit AIM-9B FGW Mod 2 verwendet. Die vier am Leitwerk angebrachten Leuchtfackeln verbesserten die Zielerfassung durch den LFK und die Zielbeobachtung durch den Luftfahrzeugführer. Die Technischen Daten der TDU-11 / B waren:
Masse: 97,5 kg, Gesamtlänge: 1905 mm, Durchmesser: 127 mm, Leitwerkspannweite: 381 mm.

 

LAU_7A


Nr.17: Die Stromversorgung ist ein Ein-Phasen-Stromversorgungsteil.
Sie ist ein autonomes Gerät mit Steckverbindern an beiden Enden.
Der hintere Steckverbinder verbindet die Stromversorgung mit der Verriegelungsvorrichtung, der vordere mit der Nabelschnur. Um einen eventuellen Überdruck in der Steckverbindung zu verhindern, ist der Steckverbinder J2 mit einem Druckventil verbunden.
Dieses Ventil spricht bei einem Druck von 0,200 bis 0,275 bar (3-4 psi) an. Die Stromversorgung befindet sich im vorderen Teil der Startgerät- Gehäusebaugruppe.

Weitere Baugruppen - Schaubilder zum Startgerät LAU-7/A existieren auch für die Nr. 13 und Nr. 9.

Startgerät LAU-7/A

Das Startgerät trägt einen LFK der Serie SIDEWINDER AIM-9. Es ist ein vollständiges System , dass dem Luftfahrzeugführer die Überwachung des LFK während des Tragfluges, die Wahl der Betriebsart des IR-Suchkopfes und die Einleitung der Zielerfassung bis zum Abschuss ermöglicht. Die Baugruppen des Startgerätes sind links auf der Skizze aufgeführt und einige Elemente im weiteren Text näher erläutert.

Nr.1: Die vordere Verkleidungsbaugruppe verdeckt die Abreißvorrichtung für die Nabelschnur und Nabelschnuranschluss vom Stromversorgungsteil mit Druckventil. Je nach Bedarf kann die Verkleidungsbaugruppe entriegelt und zurückgeschoben bzw. auch ganz abgebaut werden. In der Spitze befindet sich eine Adaption, die den Zwischenstecker für den Anbau einer AIM-9B aufnehmen kann.

Nr.7: Die hintere Verkleidungs- und Verriegelungsbaugruppe bildet den Abschluss der Startschiene und verdeckt den Zugang für den Ein- und Ausbau des Kühlmittelbehälters sowie die Klemmschellenbaugruppe.

Nr.16: Die Verriegelungsvorrichtung ist eine elektromechanische Baugruppe. Sie hat die Aufgabe, den LFK am Startgerät zu halten bzw. beim Abfeuern freizugeben sowie während des Tragfluges die Versorgung mit elektrischer Spannung und Kühlmittel für den LFK sicherzustellen. Im Sperrklinkenblock sitzt der vordere Beladeschuh der AIM-9 zwischen der vorderen und hinteren Sperrklinke fest und wird seitlich von den Festhaltebügeln gehalten. Die Kontaktbolzen stellen die elektrische Verbindung zur Zündung des Raketenmotors her. Bei der AIM-9L wird hier nur der Raketenmotor über den hinteren Kontaktbolzen gezündet.


Foto von Gerhard Helmer


Thema
Beladekonzeption der F-104


Risszeichnung des DoppellastträgersAb dem Jahr 1975 wurde das Beladekonzept der F-104 umfassend erweitert und geändert. Dies wurde neben der geforderten Kampfwertsteigerung auch durch neuartige Munition und dem Einsatz des Doppellastträgers (DLT) hervorgerufen. Der DLT wurde an den Unterflügellastenträger (Pylons) montiert und brachte somit zwei weitere Beladestationen bzw. Aufhängepunkte für z. B. Raketenbehälter oder Abwurfmunition.

Die Belademöglichkeiten sahen danach nun wie folgt aus:

- bis zu 5 Feuerbomben (341 kg)
- bis zu 5 Streubomben BL755 (280 kg)
- bis zu 5 250kg Sprengbomben (gebremst und ungebremst)
- bis zu 3 500kg Sprengbomben (nur JaboG 32)
- bis zu 4 LEPUS (80kg Leuchtbomben)

Wie man dem unten aufgeführten Beladeschema entnehmen kann, gab es aber noch zahlreiche weitere Möglichkeiten der Beladung mit Abwurfmunition.


Frontansicht der F-104G
Symbol Zusatztank
Symbol MK82LDGP
Symbol DLT
Symbol Matra250
Symbol MK83LDGP
Symbol Lepus
Symbol MK83
Symbol Napalm
Symbol Sprengbombe250kg
Symbol Napalm
Symbol SUU21
Symbol BL755_doppelt
Symbol BL755
Symbol MK25Rack
Symbol Napalm_doppelt
Symbol CBU2

 

Symbol Lau51_doppelt
Symbol Lau51

 

Symbol Dart (siehe Bild ganz unten)


(Mehr Informationen zum DART siehe etwas weiter unten auf dieser Seite.)

Symbol Lau32

Legende zum Beladekonzept:

1) = Belademöglichkeit war bei der Luftwaffe nicht eingeführt.

(X) = Verbauung nur am linken Pylon

(XX) = Anbau nur an den Pylons

 

 

Übungsbombenträger MK25

Raketenwerfer LAU-51 und LAU-32

Doppellastträger (DLT)

Übungsbombenträger MK25 mit DM18 und BDU-33

Raketenwerfer

voll bestückter DLT
DM18 Übungsbombe

Mit der Übungsbombe DM18 (2,5 kg) wurde der Abwurf von gebremsten Bomben trainiert. Anstrich lichtblau mit cremeweißer Schrift.

Die 20+75 des JaboG 31 "Boelcke"
Übungsbombe BDU-33 B/B

Mit der Übungsbombe BDU-33 B/B wurde der Abwurf von ungebremsten Bomben wie z.B. der MK82 250 kg trainiert. Anstrich lichtblau mit cremeweißer Schrift.

MK25 Übungsbombenträger mit BDU-33B und DM 18

 

Foto der WTD 61

Sprengbombe 250 kg, gebremst
Sprengbombe_250kg

ist eine Mehrzweckbombe und konnte als Spreng- und Splitterbombe eingesetzt werden. Sie war für den Abwurf bei hoher Geschwindigkeit in Bodennähe geeignet. Sie bestand aus dem Bombenkörper, Leitwerk, Brems- und Zündsystem. Die Masse betrug ca. 269 kg, Gesamtlänge 2347 mm, Durchmesser 324 mm, Leitwerkdurchmesser 456 mm und der Abstand der Aufhängeösen war 14 inch, also 355,6 mm.

Sprengbombe MK 82 LDGP
MK82LDGP

ist eine Mehrzweckbombe mit starkem Explosionsdruck, Splitterwirkung und tiefer Kraterbildung. Sie konnte als gebremste oder ungebremste Bombe abgeworfen werden. Die Ungebremste hatte ein Leitwerk mit vier Stabilisierungsflossen. Bei der Gebremsten war ein aufklappbares Bremsleitwerk angebaut. Das Zündsystem bestand aus einem Kopf- und Bodenzünder. Die Masse betrug ca. 242,4 kg, Gesamtlänge 2400 mm, Durchmesser 270 mm, geschlossener Leitwerkdurchmesser 220 mm und der Abstand der Aufhängeösen war 14 inch, also 355,6 mm.

Sprengbombe MK 83 LDGP
MK82LDGP

Die Bombe entsprach im Aufbau und in der Wirkungsweise der MK 82 LDGP. Sie unterschied sich lediglich in der Größe und im Explosivstoffgewicht. Die Masse betrug ca. 449 kg, Gesamtlänge 3130 mm, Durchmesser 360 mm, geschlossener Leitwerkdurchmesser 325 mm und der Abstand der Aufhängeösen war 14 inch, also 355,6 mm.

Streubombe BL 755
BL755

Sie war eine Freifall-Last mit 147 panzerbrechenden Kleinbomben im Rumpf. Während des freien Falls wurde die Bombe mit den ausgefahrenen Stabilisierungsflächen des Leitwerks stabilisiert. Nach Abwurf der Behälterbeplankung wurden die Kleinbomben durch ein Gasdrucksystem ausgestoßen. Die Masse betrug ca. 278 kg, Gesamtlänge 2440 mm, Durchmesser mit Rückenverstärkung 431 mm, Leitwerkdurchmesser 570 mm und der Abstand der Aufhängeösen war 14 inch, also 355,6 mm.

Streubombe MK 20
MK20

Sie war eine Freifall-Last. Sie bestand aus dem Bombenausstoßgerät MK7 mit 247 Kleinbomben. Der freie Fall wurde mit den ausgeklappten Flossen des Leitwerkes stabilisiert. Die Kleinbomben wurden nach dem Absprengen der beiden Ausstoßgerät- Längshälften abgeworfen. Die Masse betrug ca. 222 kg, Gesamtlänge 2400 mm, Durchmesser 337 mm und der Abstand der Aufhängeösen war 14 inch, also 355,6 mm.

Streubombe CBU
CBU-52

Sie war eine ungelenkte Freifall-Last. Sie bestand aus dem Bombenausstoßgerät SUU-30H/B mit Kleinbomben. Die einzelnen Streubombentypen unterschieden sich durch die Anzahl und Art der verwendeten Kleinbomben. Der Abwurf der Kleinbomben erfolgte, nachdem das Ausstoßgerät ausgelöst und durch Gasdruck in zwei Längshälften getrennt worden war. Die Masse betrug ca. 345 kg, Gesamtlänge 2172 mm, Durchmesser 407 mm und der Abstand der Aufhängeösen war 14 inch, also 355,6 mm.

 



Thema
Schleppzielanlage A/A 37U-15 (DART-Hochgeschwindigkeitsschleppziel) 

Die Einführung des Hochgeschwindikeitsschleppzieles DART stellte einen brauchbaren Kompromiss zwischen den Forderungen nach realistischer Zieldarstellung und Wirtschaftlichkeit dar. Bei der amerikanischen Luftwaffe schon seit längerem in Betrieb, wurde das System für die deutsche Luftwaffe 1967 erstmals erprobt und 1968 in einem Verband mit guten Ergebnissen voll eingesetzt. Am Anfang fand die Einweisung der Schleppflugzeugführer bei der USAF in Luke AFB Arizona statt. Später wurden diese Piloten in eigener Regie ausgebildet. Der Schleppflugzeugführer agierte nach Einfliegen in das Schießgebiet als Kontrolloffizier und Relaisstation zur Bodenstelle. Seinen Anweisungen hatten alle Schießenden Folge zu leisten. Das DART-Schleppsystem genügte den damaligen Ausbildungsanforderungen und bei Beachtung einer besonderen Zieltechnik wurden gute Ausbildungsergebnisse erreicht.
Schleppzielanlage A/A 37U-15

DART EinsatzDer Aufbau bestand aus einem leichten Holzrahmen, der wabenartig verstärkt und mit einer Metallfolie überzogen war. Weiter hatte er die Form eines aus Dreieckflächen zusammengesetztes Kreuzes. Die Halterung für das eingesetzte Schleppseil befand sich im vorderen Drittel und stellte somit ein waagerecht stabilisiertes Fliegen ca. 500 ft unter dem Schleppflugzeug sicher.

Im hinteren Flächenbereich war ein spezieller Radar-Reflektor eingelassen, der dem Schießenden die Möglichkeit gab, den DART einwandfrei zu erkennen und sich mit dem Bordradar aufzuschalten. Die signalrote Lackierung war zudem eine große Hilfe, ihn in der Luft und nach dem Abwurf am Boden leichter zu erkennen und wiederzufinden.

Der Dart wurde kurz vor der Landung abgeworfen. Mit der F-104 war der Zieldarstellungskörper über einen Schleppbehälter verbunden. Der Behälter beinhaltete eine Kabeltrommel für das Stahlseil und notwendiger Führungsrollen, eine hydraulische Bremsvorrichtung und den notwendigen Kappmechanismus für den Abwurf.

Es wurden zwei Arten von Seilen mit unterschiedlicher Stärke und somit unterschiedlicher Schlepplänge (300 m und 500 m) verwendet. Zwei Sprengpatronen sorgten für das Kappen des Seiles unmittelbar am Schleppbehälter. Im Notfall konnte auch der komplette DART durch den Piloten vom Träger abgesprengt werden.

Darteinsatz in Deci (Foto Archiv MatALw)

Der Schleppbehälter wurde am linken Pylonträger angebaut und ein voller Unterflügeltank musste als Gegengewicht auf der rechten Seite fungieren.

Damit der DART beim Start nicht in Kontakt mit der Startbahn kam, war eine gute Ausbildung und Konzentration der DART-Piloten notwendig. Im Gegensatz zu den sonstigen Anweisungen im Flughandbuch durfte z. B. die Nase der F-104 kaum angehoben werden. Die Rollneigung zur DART- Seite hin, musste nach Abheben sofort durch Trimmung und Gegensteuern abgefangen werden.

Schleppziel TDU-10B


Die Bezeichnung für den Pod, also für den vorderen Teil lautete 'RMU-10/A Reel Pod'.




Diesen gab es wie DART_VorNachAbwurfschon erwähnt mit unterschiedlich verbauten Seilen mit folgenden technischen Daten: Ø4,4 mm, ca. 300 m und Ø2 mm, ca. 500m. Der Schleppkörper selbst trug die Bezeichnung TDU-10B.


Diese großen, leuchtrot markierten Schleppziele wurden an einem dieser langen Seile hinter einem Flugzeug hergezogen.


Anders als bei früheren Zieldarstellungssystemen, wie z. B. dem Schleppsack, zählte beim DART nicht mehr nur der direkte Treffer der Bordkanone. In ihm waren Sensoren eingebaut, die registrierten in welcher Entfernung zum DART die Geschosse flogen und so wurde die Trefferquote auf ein normales Flugzeug hochgerechnet.



Thema
Bewaffnung der F-104G der Marineflieger

Marine-Lfz mit AS.20-Rakete

Post ist angekommen!Vorab eine kleine Episode geschickt von Lothar Becker
Lothar war von 1972 bis 1985 im MFG 2 tätig. Diesmal schickte er eine kurze Schilderung aus dem wahren Flightleben und vom Einsatz einer besonderen Waffe der Marineflieger. Die Geschichte hat mich animiert, die Bewaffnung der Marineflieger hier auch weiter zu beleuchten.

Die AS.20-Rakete der Marineflieger (Anti-Schiff-Rakete)

Die Warte warten. Die Flugzeuge kommen. Die Flugzeuge werden eingewiesen. Das Stoppzeichen des Wartes wird gegeben. Die Flugzeuge stoppen. Dann bei einer Maschine, löst sich zum Entsetzen aller, die AS.20-Rakete vom Startschlitten.

So schnell habe ich Flugzeugmechaniker, mich eingeschlossen, noch nie rennen sehen. Nur weg von dem Ding. Bei den Piloten, die die Warte in einer ungewöhnlichen Situation sehen, rennend, bricht Nervosität aus. Anbau der AS.20Die Waffenmechaniker, cool wie immer, konnten das Personal, das am Last Chance Check beteiligt war, Warte und Piloten, beruhigen. Übrigens war die Rakete nicht am Startschlitten verriegelt.

Alle, bis auf zwei waren froh.

1. Die Bundeswehr, denn die Rakete war Schrott.
2. Der Waffenwart, der die Rakete nicht verriegelt hatte.

Noch was zur AS.20.
Wenn die Rakete eine Fehlfunktion hatte, sie also nicht abgefeuert werden konnte, hat man sie einfach, auf eine Sandbank im Meer, mit samt dem Startschlitten abgeworfen. Ob man Angst hatte, dass sie bei der Landung doch zündete, weiß ich nicht. War sie abgeworfen, kam ein Hubschrauber, nahm ein paar Waffenleute auf und man flog zur Rakete. Manchmal, aber auch wirklich nur manchmal durfte der erste Wart und sogar der zweite Wart mit. Habe es leider nie mitmachen können. Gruß Lothar Becker
- geschrieben von Lothar Becker -

Marinebewaffnung (Foto: Bildstelle MFG 2)

LFK-Anbau nach Durchführung der TA-FL0834


Die Bewaffnung der F-104G der Marineflieger stellte die Schnellfeuerkanone 20 mm M61 mit einer Feuergeschwindigkeit von 4000 Schuss, als Abwurfmunition die Sprengbombe Mk.83, 1000 lbs ballistisch, Sprengbombe Mk.83, 1000 lbs gebremst und Streubombe BL 755.
Das Raketenarsenal bestand aus der Luft-Boden FFAR 70 mm, Launcher LAU 51/3A (zwei oder vier Stück am Doppellastträger) für den Gefechtseinsatz, Launcher LAU 38 für Trainingsmissionen, Lenkflugkörger Luft-Luft Sidewinder AIM-9B Mod. 2. AS.30 LenkflugkörperDie Marine flog übrigens die Sidewinder an ihrem typischen Katamaran-Träger. Weiter kamen der Übungsbombenträger Mk.25/A1 mit den Übungsbomben DM 18 und BDU 33/B zur Verwendung.

Mit der F-104G war die Marine trotz bekannter anfänglicher Probleme in der Lage, sein Einsatzgebiet weiter nach Osten - an die Küsten Polens und der damaligen UDSSR - auszudehnen. Der Auftrag des MFG 1, Verteidigung der westlichen Positionen in der Ostsee, deren Zugänge zur Nordsee sowie die Sicherung des Nachschubes in der Nordsee, war mit dem Starfighter deutlich effektiver zu gewährleisten als mit der damals betagten Sea Hawk.

Mit dem Einsatz des Starfighters stand aber auch bald fest, dass die Bundesmarine ein den neuen Abwehrsystemen angepasstes Flugkörpersystem brauchte. Man konzentrierte sich daher nach einigen Studien auf die französischen AS.20 und AS.30 Lenkflugkörpern von LFK Nord-Aviation.


AS.20 LFK
Der AS.20 Luft-Boden-Schiff-Flugkörper ist ein stabilisierter und funkgesteuerter Lenkflugkörper mit Eigenantrieb, der Überschallgeschwindigkeit erreicht. Mit einem Adapter läßt sich der Flugkörper auch von der Abschußschiene des AS.30 LFK einsetzen. Die Reichweite ist abhängig von Fluggeschwindigkeit und Abschusshöhe und liegt im Schnitt bei 7 km oder 3,8 NM. Die Flugzeit liegt bei ca. 16 Sekunden. Die Lenkeinrichtung bestand aus der Lfz-seitigen Lenkeinrichtung mit Kontrollknüppel, einem Kommandosender, Strom- und Zündspannungsversorgung, sowie dem Abschussgerät. Er wurde mit dem Zieldeckungsverfahren ins Ziel gebracht. Leuchtfackeln am Heck halfen bei der einfachen Verfolgung mit den Augen.
AS.30 LFK
Das Waffensystem LFK Nord-Aviation AS.30 wurde unter den Gesichtspunkten entwickelt, dem Nutzer eine leistungsfähige und zielgenaue taktische Luft-Boden Abstandswaffe für harte und halbharte Ziele (Verteidigungsstellungen, Brücken und Schiffe) an die Hand zu geben. Die maximale Reichweite betrug bis zu 13 km. Der LFK kann aus jeder Höhe, auch im Sturzflug, gestartet werden. Die Auftreffgeschwindigkeit liegt zwischen 450 und 500 m/s. Die Funkfernsteuerung bietet die Möglichkeit mit zwei Flugzeugen in der Schießer-Lenker-Rolle zu agieren.



Kormoran als Marinebewaffnung
Der LFK Kormoran resultierte aus detaillierten Untersuchungen der Firma Bölkow für eine weitgehend gefahrlose Bekämpfung von Überwasserzielen aus der Luft. Der Kormoran ist eine allwettertaugliche Luft-Schiff-Lenkwaffe nach dem Prinzip “fire and forget”. Die Reichweite beträgt ca. 30 km und 40 km, je nach Version 1 und 2. Der 165 kg schwere Gefechtskopf enthält 16 Radialladungen, die ihre Splitter mit solcher Geschwindigkeit wegschleudern, dass bis zu sieben Schotts durchschlagen werden können. Der Starfighter konnte zwei dieser Lenkwaffen unter den Tragflächen aufnehmen. Für den Einsatz des Kormoran war unter anderem die Modifizierung des Bordradars, der Trägheitsnavigationsanlage, des Flugkörperstartgerätes sowie die Neuentwicklung eines Zielzusatzrechners nötig. Der Kormoran ist 4400 mm lang und hat einen Durchmesser von 340 mm. Die Spannweite der genau kreuzförmig angeordneten Flügel beträgt exakt 1000 mm. Die Reichweite beträgt etwa 40 km.


Anbauposition des Kormoran

Ende der siebziger Jahre sorgte die Einführung des Luft-Schiff-Flugkörpers Kormoran 1 für eine deutliche Erhöhung der Kampfkraft. Mit dieser von MBB entwickelten - der französischen Exocet ähnlichen - Abstandswaffe konnten die F-104’s erstmals aus der Distanz angreifen und mussten das Zielobjekt nicht mehr überfliegen.

Blick von hinten auf den Kormoran und Chaff-BehälterDiese Waffe sollte später die Hauptbewaffnung des Starfighter- Nachfolgers darstellen, der sich schon zum damaligen Zeitpunkt in der Endphase seiner Erprobung befand, der Panavia Tornado.

Die AS-34 Kormoran 1 hatte eine zylindrische Form mit einer spitzen Nase, vier deltaförmige Flügel in der Körpermitte und vier bewegliche deltaförmige Flossen am Heck. Sie war 4,4 m lang, hatte einen Körper von 0,34 m Durchmesser und hatte eine Startmasse von 600 kg. Der Antrieb erfolgte mit Festtreibstoff und die Rakete wurde von einem ‘Inertial Navigationssystem (INS)’ in der mittleren Flugphase und mit aktivem Radar in der terminalen Phase geführt. Die Rakete hatte eine minimale Reichweite von 8 km, eine maximale Reichweite von 30 km und eine Reisegeschwindigkeit von Mach 0,9. Der Kormoran 1 trug einen 165 kg Sprengstoff semi-panzerbrechenden Kopf.

23+24 beim Verschuss von Kormoran

Die AS-34 Kormoran 1 - Versuche wurden im Jahr 1974 abgeschlossen und in Dienst der Deutschen Marine im Jahr 1977 gestellt. Etwa 350 Raketen wurden hergestellt und die Produktion bis 1983 fortgesetzt. Eine verbesserte Version, die AS-34 Kormoran 2 wurde 1991 in Dienst gestellt.

 

Hier klicken für das Video!Der Mitschnitt gibt einen Überblick, wie es mit der F-104G zur effektiven Verteidigung der Marineflieger über der Ostsee gegen den damaligen Ostblock kam. Der ehemalige Viking - Pilot Alex Ostermann gibt hierzu sein Statement.

Format: Windows Media Video (wmv)
Größe_ 6748 kb
Dauer: 47 Sekunden




Thema
Strike-Konzept der F-104G (Sonderwaffenträger)

In der Zeit des kalten Krieges wurde durch die Politik auf Abschreckung und unverzüglicher Vergeltung nach einem kriegerischen Erstschlag gesetzt. Somit war die F-104G auch für den Einsatz als Sonderwaffenträger bei den Jagdbombergeschwadern vorgesehen. Die Bezeichnung ‘Sonderwaffe’ hört sich natürlich recht harmlos an; wenn man bei Waffen überhaupt von Harmlosigkeit sprechen kann. Eine Atombombe technisch allerdings lediglich als Bombe zu bezeichnen, trifft auch nicht den Kern. Um solch eine sicher arbeitende Waffe zu bauen, ist ein erheblicher konstruktiver, fertigungs- und sicherheitstechnischer Aufwand zu betreiben. Solch eine Atombombe ist somit mit über 4000 Einzelteilen als ein eigenständiges Waffensystem zu sehen. Die landläufige Meinung das Physikstudenten im 3. Semester im Hinterhof mit etwas nuklearem Sprengstoff solch eine Waffe bauen könnten ist schlichtweg unmöglich.

Ich möchte hier anfügen, dass die Sichtweise meiner damaligen Kameraden und natürlich ebenfalls auch meine Einstellung zur ‘Bombe’ bzw. zu dem ‘Ei’ oder auch der “Zigarre”, wie wir diese Vernichtungswaffe auch lakonisch und scherzhaft nannten, recht differenziert war und als allgemein skeptisch zu beschreiben ist. Dies schließt übrigens die konventionellen Waffen ebenfalls mit ein. Uns allen war eines unmissverständlich klar; wenn wir diese spezielle Waffe tatsächlich auf die Reise schicken müssen, dann bedeutete dies wohl den Anfang vom Ende.
Die Vorgehensweise der Politik änderte sich später ja zum Glück. Ältere langgediente Kameraden erzählten oft von der unruhigen Situation und der kritischen Lage, die sie selbst in den Sechzigern erlebt hatten und berichteten weiter, wie sie in Alarmbereitschaft an den Maschinen rund um die Uhr ausgeharrt hatten. Wir waren damals und sind mit heutiger Sicht weiter mehr als froh, so etwas nie erlebt zu haben. Jeder halbwegs intelligente Soldat, der das Szenario ja immer wieder übt und sich damit auseinander setzen muss, weiß um das hässliche Gesicht des Krieges. Uns ist es vergönnt gewesen, dass diese Abschreckung letztendlich dann doch bis heute funktioniert hat.

Wenden wir uns also wieder der beschreibenden technischen Seite zu. Angebaut wurde die Waffe unter den mittleren Rumpflastenträger, dem Centerline - Träger (Bilder unten). Geschicktes Anfahren mit dem MJ-1 sicherte schon gleich einen bedeutsamen Vorteil zur Erfüllung des Anbaus dieser Waffe, wie man sich sicher leicht vorstellen kann, wenn man die Sonderwaffe und ihre Ausmaße zum vorhandenen Platz unter dem Centerline - Träger mal näher betrachtet. Außerdem erfolgte der Anbau der Sonderwaffe immer mit einer Zeitvorgabe. Fehler beim Anbau oder ein Überschreiten der angesetzten Zeitspanne führte zum Erlöschen des Zertifikates durch die Amerikaner. Wie an anderer Stelle schon einmal erwähnt, durfte ja nicht jeder dieses Ei anbauen. Die Loading- Crews und eine zeitlang im Rahmen des ‘Lechfelder Models’ auch die so genannten Kampfwarte, durchliefen hierfür ein Training mit Prüfung und ständiger Zertifizierung.

Centerline-Träger (Foto: F. Verlinden)Übungsbombenträger MK25 (Foto:  W. Peeters)

BDU-12B Trainingssonderwaffe (Bild: Archiv MatALw/F40)Die Ausbildung in den einzelnen Abwurfverfahren erfolgte mit der Übungsbombe MK-106, die von den Abwurfbehältern / Übungsbombenträgern getragen wurden. Diese amerikanische Übungsbombe wurde etwa ab 1975 von der DM18 aus deutscher Produktion abgelöst. Erst wenn der Pilot sich in allen Verfahren qualifiziert hatte, erhielt er die Möglichkeit die Profilübungsbombe BDU-8/B/BDU-12B (Bomb Dummy Unit) bei einem Übungseinsatz auf dem NATO- Schießplatz Decimomannu (Deci) abzuwerfen.




Mk B 28 SonderwaffeDie Beladung der deutschen Starfighter in der QRA bestand anfangs aus der Mk.28 Atombombe. Es handelte sich dabei um die erste amerikanische Waffe dieser Art. Nach einem Baukastenprinzip konnte diese Waffe in fünf verschiedenen Abwurfvarianten zusammengesetzt werden, um somit verschiedenen Trägersystemen gerecht zu werden. Bei der Version für die deutschen F-104G handelte es sich um die 'full fuzed' - Version Mk.28 FUFO, die den gebremsten Abwurf von schnellen Jet's im Tiefflug erlaubte und über eine Sprengkraft von 1100 Kilotonnen verfügte.



MK.28 SonderwaffeTechnische Daten der wurffertigen Bombe Mk.28
Masse: 1052 kg
Länge: 3695 mm
Durchmesser: 508 mm
Abstand der Aufhängeösen: 762,0 mm
Einsatzarten: Freier Fall Boden- und Luftzündung gebremst
Abwurfhöhe: zwischen 91 m und 183 m



Die Version Mk.28 wurde dann ab 1968 von der Mk.43 Atombombe des Tactical Air Command abgelöst. Die Waffe verfügte über ein Gewicht von knapp 1000 kg und einer unveränderlichen Sprengwirkung von 1 Megatonne. Mk B43 Sonderwaffe ab 1968Sie war als Außenlast speziell für den Abwurf von schnell und tieffliegenden Jagdbombern, dem sogenannten “laydown delievery”, entwickelt worden. Ebenso wie bei der Mk.28 sprach man von einer "sauberen" Atomwaffe, weil deren Sprengkraft zu über 50% aus der Kernverschmelzung resultierte, d.h. die radioaktive Verseuchung war dabei geringer. Schmutzige Atomwaffen gewinnen ihre schreckliche Vernichtungsenergie hauptsächlich aus der Kernspaltung.

Diese Waffe konnte mit zwei Spitzen montiert werden. Die Spitze N43-0 mit Stahlstachel zum Durchdringen harter Ziele und Fixierung der Bombe bis zur Detonation des Zeitzünders. Die N43-1-Spitze mit Radarzündung für den bremsschirmverzögerten Abwurf im “laydown” - Verfahren und die bremsverzögerte Luftdetonation und Luftdetonation im freien Fall.

Ebenfalls gab es zwei Mittelteile, BA 43-1 und BA 43-2.

BA 43-1 mit einem Hauptbombenkörper inklusive Stahlstachel und der Schärfeinheit “SEP” ( Strike Enabling Plug ). Im Mittelteil die nukleare Komponente, die Zünder und zwei externe Initiatoren, sowie die “primary”, also die Auslösung der Kernspaltung.
BA 43-2, weitestgehend identisches Mittelteil allerdings anderes SEP und einem Kategorie B “PAL” ( Permission Action Link ), kodiertem Schalter zur Zündkreisunterbrechung, der am Boden zur Eingabe einer korrekten Zahlenkombination diente. Zur Sicherheit gegen einen unbeabsichtigten Abwurf besaß die Waffe einen Sicherheitsschalter, eine 7 Sekunden Zündverzögerung, einen Trägheits- und einen beschleunigungsempfindlichen Schalter.
Nach Abwurf blieb je nach Timer für eine Zeitspanne von 30 oder 60 Sekunden im “laydown”-Modus für das Trägerflugzeug Zeit, sich in Sicherheit zu bringen. Nach sieben Sekunden nach Timer-Ablauf detonierte die Waffe.

Das Heckteil SC 43-8 mit einem kleinen Leitwerk für den Anbau an die Rumpfaufhängung komplettierte die Waffe.

MK.43 Sonderwaffe
Technische Daten der wurffertigen Bombe Mk.43
Masse: 935 kg oder 960 kg (je nach Spitze)
Länge: 3797,3 oder 4165,6 mm (je nach Spitze)
Durchmesser: 457,2 mm
Abstand der Aufhängeösen: 762,0 mm
Einsatzarten: gebremst und ungebremst
Abwurfhöhe: zwischen 91 m und 183 m





Mk B 57 Sonderwaffe ab 1968Ständige Weiterentwicklungen und Erprobungen fügte als Ergänzung ab 1968 die Mk.57 Atombombe mit einer vergleichsweise minimalen Sprengkraft von 5 - 20 Kt dem A - Waffenarsenal der deutschen "F-104G" hinzu.

Diese Ergänzungswaffe wurde im Rahmen von “Selektiven Einsätzen” auf besondere Weisung verplant oder bei der Beladung aller Flugzeuge nach dem Launch Sequence Plan auf den letzten Positionen eingesetzt.

Für den simulierten Einsatz wurde für diese Waffe die Profilübungsbombe BDU - 12/B verwendet.


MK.57 SonderergänzungswaffeTechnische Daten der wurffertigen Bombe Mk.57
Masse: ca. 220 kg
Länge: 2997,0 mm
Durchmesser: 374,0 mm
Abstand der Aufhängeösen: 355,6 mm (14”)
Einsatzarten: ungebremst und gebremst: in diesem Fall wird zur Bremsschirmfreigabe das Heckteil abgesprengt.




Mk B 61 Sonderwaffe ab 1975Ab dem Jahr 1975 wurde die Version Mk.43 von der Mk/B 61 Abwurfwaffe abgelöst. Dies war eine optimierte und fortschrittlichere Bombe für den Abwurf von schnell und unter 90 Metern fliegenden Kampfflugzeugen speziell für die Century-Serie ( zu denen die F-104G gehört ) und als Mehrzweckwaffe für taktische und strategische Einsätze gedacht.
Die Bombe konnte in ihrer Sprengkraft zwischen 100 und 500 Kt eingestellt werden und wahlweise auch mit einer sehr niedrigen Sprengwirkung von 10 Kt. In der früheren Variante musste dies am Boden vorab programmiert werden, später konnte dies auch während des Fluges noch geschehen. Es gab vier Hauptbaugruppen aus der sich die Waffe zusammensetzte. Einer Nase mit zweikanaligem Radarzünder und Antennen, einem Bombenmittelteil mit nuklearem Sprengsatz, die Flugbahntimer, die Thermalbatterien und dem Zündmechanismus. Der hintere Mittelteil beherbergte die “FUFO” ( Full Fuzing Option ) für die freifallende, gebremste oder “laydown” Ablieferung, Sicherheitsabwurftimer, Bremsschirmauslösetimer und Timer für die Drallstabilisierung bei Freifallauslösung. Das Bombenheck nahm das Bombenleitwerk und den Bremsschirm auf.

Für Trainingszwecke wurde die Profilübungsbombe BDU-38 B verwendet.


MK/B 61 SonderwaffeTechnische Daten der wurffertigen Bombe Mk/B 61
Masse: ca. 325 - 340 kg (je nach Modifikation)
Länge: 3606,8 mm
Durchmesser: 337,8 mm
Abstand der Aufhängeösen: 762,0 mm (30”)
Einsatzarten: ungebremst: zwei um 180° versetzte Raketentreibsätze werden zur Drallstabilisierung gezündet
und
gebremst: in diesem Fall wird zur Bremsschirmfreigabe das Heckteil abgesprengt.
Modifikationen: B61-0, B61-2, B61-3, B61-4, B61-5



Der Einsatz der mit A-Waffen beladenen Starfighter war nur möglich, wenn die Bomben zuvor vom amerikanischen Personal geschärft worden war. Das geschah erst unmittelbar vor dem befohlenen Einsatz. Jedem Strike-Rolle assignierten Luftwaffen - Geschwader war eine amerikanische Munitions Support Squadron zugeteilt, deren Personal zusammen mit den deutschen Piloten und Technikern in der QRA Dienst taten. Auch für die Ausbildung der Waffentechniker waren die Amerikaner verantwortlich. War der Kode an der Bombe von den Amerikanern nicht korrekt eingestellt, konnte diese nicht zum Einsatz gebracht werden.

26+30 mit Sonderwaffe (Bild: Archiv  MatALw)

Das WS F-104G Starfighter und auch der Nachfolger PA 200 Tornado ist als Waffenträger mit der "Atomwaffenfähigkeit" beaufschlagt, der Eurofighter z. B. bislang nicht.
Allerdings hat auch nicht jeder Starfighter und Tornado automatisch diese Fähigkeit bei ihrer Produktion erworben. In unserem militärischen Bereich sprechen wir von der so genannten "Strike - Zertifizierung".
Lassen wir die elementaren und logischen Voraussetzungen, wie z. B. ausreichend zur Verfügung stehender Platz zum Anbau der Waffe unter dem Träger, ausreichende Power, etc. mal außer Betracht, so sind doch vor allem umfangreiche Verkabelungsarbeiten im Bereich der Avionik, der Bewaffnung, Umsetzungen diverser US- Procedures, spezielle Sonderwaffen - Bediengeräte, etc. zu beschaffen und in die Luftfahrzeuge (Lfz) einzurüsten.
 
Es ist ein offenes Geheimnis, dass beim Tornado dafür zum Beispiel rund 250 Arbeitsstunden bei der Industrie zur Einrüstung pro Lfz notwendig waren.



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Travel-Pod oder... ‘Die Postbombe’

Post ist angekommen!Post von Lothar Becker
Er war von 1972 bis 1985 im MFG 2 tätig. Diesmal schickte Lothar ein Bild von der so genannten ‘Postbombe’. Das Foto entstand 1978 während des Auffüllens der Maschine mit Sauerstoff.


Bei der Luftwaffe wurde die ‘Postbombe’, also der Travel-Pod, lediglich schlicht als Posttank benannt. Allerdings muss ich zugeben, dass ich zu meiner Zeit keinen so schön gelb und mit aufgemaltem Posthorn versehenden Posttank gesichtet habe.
Der Posttank hatte ein Leergewicht von rund 100 Lbs, also ca. 45 kg und es konnte eine maximale Zuladung von 160 kg im Behälter mitgeführt werden. In der Regel wurde der Pod am Centerline-Träger angebaut.

Allerdings mussten wir damals einen Travel-Pod an eine TF-104G ohne Centerline-Träger anbauen. Dabei rätselten wir Gustav-Warte eine Weile herum, an welchem Pylonträger der Pod denn nun alternativ anzubauen war? - Wir haben die rechte Seite gewählt und lagen damit wohl richtig. Ich kann mich aber nicht mehr erinnern, warum der rechte Pylon zu bestücken war und nicht der linke Pylonträger verwendet wurde. Ich glaube, es hatte etwas mit den Zündstromkreisen für den Lastenabwurf bei der TF-Version zu tun?! Bin mir aber nicht sicher. - Weiß das noch jemand?

TravelPod_kl_PICT1968



Die Informationen sind meinen persönlichen Erinnerungen oder AAP-Unterlagen entnommen und basieren weiterhin auf meine damaligen Schulungsunterlagen der Technischen Schule der Luftwaffe 1 in Kaufbeuren.
Bevor sie völlig vergilben und zerfallen bzw. entfallen, lass ich sie hier lieber wieder aufleben.

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©Rolf Ferch
 

Always looking for photos and manuals to use with permission at my webpage.Meinerseits gesucht und zudem stets dankbar bin ich für die Überlassung und / oder erlaubter Verwendung von Fotos, Anleitungen, Technischer- und sonstiger Dokumentation zur F-104 sowie den Geschehnissen jener Zeit!